Die Eltern eines befreundeten Mädchens meiner Tochter sind seit ca. einem Jahr getrennt. Die Mutter ist mit dem Kind ca. 1h Fahrzeit entfernt zu ihrer Familie gezogen. Der Vater hat dem zugestimmt, weil er es damals nicht besser wusste, dass er das quasi „verhindern“ könnte. Nun war es am Anfang so, dass er das Kind jedes Wochenende hatte außer er musste arbeiten (er musste alle 5 Wochen arbeiten). Leider war dieser Umgang immer damit verbunden, dass der Vater so funktioniert, wie die Mutter das wollte. Hat er irgendwas gemacht, was für sie nicht in Ordnung war, dann hat sie ihm damit gedroht, dass er das Kind nicht bekommt. Dabei geht es nicht um schlimme Dinge, sondern z.B. darum, dass er eine Frau „gedatet“ hat (natürlich wenn das Kind nicht da war).
Es gab immer wieder ewig lange Gespräche am Telefon bei denen sie ihn unter Druck gesetzt hat. „Mach das oder du siehst dein Kind nicht mehr.“ irgendwann wurde aus dem Date seine neue Partnerin. Sie waren einige Zeit nicht liiert, sondern in der kennenlern-Phase. Als sie dann einige Zeit als Paar zusammen waren, lernten sich seine neue Partnerin und seine Tochter kennen, allerdings nicht als neue Partnerin sondern als eine Freundln. Seine neue Partnerin hat auch ein Kind, dass ähnlich alt ist wie seine Tochter und sie sind alle zusammen in den Tierpark gefahren. Es war für beide Kinder also kein kennenlernen des neuen Partners sondern eher ein „Spiel-Treffen“.
Solche Treffen gab es immer wieder und die neue Partnerin war regelmäßig bei dem Vater (mit und ohne ihrem Kind) und seine Tochter und sie konnten sich besser kennenlernen. Seiner Tochter war aber zu keiner Zeit bekannt, dass die beiden ein Paar sind und es gab auch keine Anzeichen (Kuscheln oder Ähnliches), dass sie es sind. Die neue Partnerin war einfach nur eine Freundin. Für die Kindsmutter war das natürlich total schlimm und sie versuchte zu verhindern, dass der Vater die neue Frau sieht, indem sie ihm immer damit drohte, dass er sein Kind nicht sehen darf, wenn sie (Partnerin) da ist. Sie behauptete auch regelmäßig, dass das Kind nicht möchte, dass die neue Partnerin (für das Kind ja nur eine Freundin) da ist.
Das Kind wurde jedes Mal gefragt (und auch deutlich gemacht, dass sie ehrlich sein darf), ob sie möchte, dass die Freundin/Partnerin da ist und sie hat es jedes Mal bejaht.
In einer Woche war das Kind die komplette Woche beim Kindsvater, genau in dieser Woche hat sich die Mutter in den Kopf gesetzt, ihre restliche Kleidung aus der Wohnung zu holen. Während sie also da war fand sie Tampons in der Wohnung (diese gehörten noch nicht mal der neuen Partnerin, sondern er hat sie aus Gründen der Gastfreundlichkeit für weiblichen Besuch) und ist komplett ausgerastet. Wollte das Kind direkt mitnehmen etc. dieser Ausbruch passierte auch teilweise vor dem Kind. Der Opa väterlicherseits konnte die Situation ein wenig entschärfen.
Es gab jedesmal die Drohung, dass er das Kind nicht mehr sehen darf. Er war für ein paar Tage mit seiner neuen Partnerin in Prag. Er hatte zu dieser Zeit seine Tochter nicht. Sie fand es heraus und es gab stundenlange Streitgespräche darüber, obwohl sie es absolut nichts angeht. Daraufhin nahm sie ihm jegliche Möglichkeit in Kontakt zu treten.
Sie blockierte ihn für Telefon, SMS, WhatsApp. Er konnte sie lediglich per Email kontaktieren, dort erhielt er aber keine Antwort. Er ging zu einem Anwalt und klagte mit diesem den regelmäßigen Umgang ein.
Nach drei Wochen bekam die Mutter das Schreiben, sie „entblockierte“ den Vater und teilte ihm telefonisch ihren Unmut darüber mit. Sie schaffte es leider nicht, zu warten, bis das Kind im Bett war (wäre ca. 1,5h später gewesen), sondern machte es vor dem Kind. Sie sagte unter anderem so Sätze wie: „ Lara versteht nicht, warum du Mama ins Gefängnis stecken möchtest“ vor dem Kind. (Darum ging es ja nicht mal, sondern um Umgang)
Es fand dann wieder Umgang nach dem Antrag des Vaters statt bzw. nur der Teil des Antrags, den der Mutter passt.
Somit sieht der Kindsvater seine Tochter aktuell nur alle zwei Wochen am Wochenende und darf mit ihr 1-2x in der Woche telefonieren. Die Telefonate finden aber leider immer während Spieletreffen mit anderen Kindern statt oder die Mutter parkt das Kind vor dem Tablet, somit ist die Motivation des Kindes relativ gering. Videotelefonie zwischen Vater und Kind lehnt die Kindsmutter ab, solange das Verhältnis zwischen Mutter und Vater nicht besser ist. Sowohl Vater als auch Tochter wollen Videotelefonie.
Alle anderen Wünsche auf Umgang lehnt die Kindsmutter ab.
Aufgrund seines Antrags wurden natürlich auch Einigungstermine beim Jugendamt vorgeschlagen und diese fanden auch statt. Auch leider ohne Einigung.
Deshalb wird es nun einen Gerichtstermin bezüglich des Umgangs geben.
Inzwischen weiß das Kind auch, dass die „Freundin“ die neue Partnerin ist und statt Ablehnung fragt sie, wann die beiden ein Baby machen, weil sie auch große Schwester sein möchte. :) sie ist deutlich entspannt.
Seit Wochen fragt die Tochter immer wenn der Papa sie abholt, ob die neue Partnerin da ist und einmal war die neue Partnerin nicht da, als sie beim Papa ankamen und die Kleine hat dann auch der Partnerin gesagt, dass sie verwundet war, weil sie nicht da war. Jedesmal wenn die Tochter nach Hause zur Mutter geht fragt sie, ob die Partnerin beim nächsten Mal auch wieder da ist. Die Tochter möchte auch viel mit der Freundin kuscheln und mit ihr mitgehen, wenn sie irgendwo hin geht (einkaufen oder so). Die Beziehung zwischen der neuen Partnerin und dem Kind ist sehr gut.
Das Kind hat aber auch ganz große Angst und das macht es schwer.
Am Anfang hat die Tochter viel bei der Mama über die neue Partnerin (die damals nur eine Freundin war) und dem Papa erzählt. Irgendwann kam die kleine dann zum Umgang zum Papa und sagte, dass sie über Papa und die Freundin nicht reden darf, weil „Mama sonst ausrastet“, sie traut sich auch nicht, ihre Mutter zu fragen, wann sie den Papa das nächste Mal sieht, weil das „der Mama das Herz bricht“.
Sie fragt während der Telefonate nicht mehr nach der neuen Partnerin und sagt dem Papa auch nicht mehr, dass sie ihn lieb hat, fragt man sie, warum das so ist, sagt sie, dass sie der Mama nicht weh tun möchte. Kürzlich gab es ein Telefonat, da wollte das Kind noch kurz mit der Oma väterlicherseits reden und die Mutter hat das Telefonat einfach beendet
Die Tochter möchte ihren Vater öfters sehen und hat ihn gefragt: „wenn Mama jetzt stirbt, dann sehe ich dich öfters oder?“
Die Abschiede nach den Umgängen sind herzzerreißend.
Die Kleine muss aber scheinbar ungefiltert die Emotionen ihrer Mutter aushalten. Der Vater hat während der Beziehung für das Kind auf einen Tonie „Gute-Nacht-Geschichten“ für seine Tochter aufgesprochen, weil er eine Zeit lang beruflich auf Fortbildungen musste. Dieser Tonie ist bei der Trennung mit zur Mutter gekommen. Die Tochter hat unter Tränen ihrem Papa erzählt, dass sie zweimal diesen Tonie angehört hat, die Mama ins Zimmer kam und seit dem der Tonie weg ist.
Diese Geschichte wurde bei der Mama thematisiert und seit dem sagt das Kind, „ich hab den verloren“.
Es gibt viele „schlimme“ Situationen in denen psychische Gewalt auf das Kind ausgeübt wird und bei denen das Kind, jedes Mal wenn sie davon erzählt sagt: „Aber sag das bitte nicht meiner Mama“
Die Tochter äußert selbst sehr oft, dass sie die Mama anlügt weil sie Angst hat, dass Mama wütend wird oder sie ihr das Herz bricht.
Es ist insgesamt wirklich sehr schwierig, denn sie traut sich auch nicht bei Gesprächen mit dem Jugendamt etwas zu sagen, weil sie der Mama nicht weh tun möchte. Sie sagt selbst, vielleicht wenn sie größer ist, dann wird sie mutiger.
Nun gab es am letzten Wochenende den „Höhrpunkt“.
Die kleine wollte mal wieder, dass die neue Partnerin sie mit nach Hause bringt. Das hatte sie in den letzten Wochen schon einige Male verlangt, bestand aber darauf, dass die Partnerin ein paar Straßen vorher aussteigt, damit „die Mama nicht ausrastet“.
Also ließ sich der Vater darauf ein, weil er dem Kind den Gefallen tun wollte.
Beim vorletzten Umgang hat die Mutter das wohl rausgefunden und angeblich habe die Tochter gesagt, dass sie das nicht möchte. Es ist nicht so ganz klar, ob das Kind es wirklich so zur Mutter gesagt hat, um sich zu schützen oder ob die Mutter es erfunden hat.
Deshalb hat der Vater beim letzten Umgang erneut das Kind mehrfach gefragt, aber sie bestand darauf, dass die Partnerin mitkommt.
Der Vater hat aber ganz klar mit ihr kommuniziert, dass man das der Mama sagen muss und auch, dass man das der Mama sagen muss, dass das Kind das möchte, denn er möchte nicht den Umgang riskieren, indem er quasi Dinge macht, die das Kind laut ihrer Aussage nicht möchte. Er hat ihr gesagt, dass man entweder ehrlich zur Mama ist oder dass die Partnerin dann halt nicht da sein kann oder mitfahren kann.
Den kompletten Weg heim hat das Kind geweint, wollte aber auch, dass die Partnerin mitkommt. Sie hat richtig geweint, hatte Angst vor der Reaktion von Mama und hat sogar Kopfschmerzen bekommen.
Als sie dann vor der Mama standen (Vater und Tochter), hat sich die kleine nicht getraut und hat auch direkt nachdem sie das ihrer Mutter gesagt hat, gesagt, dass sie sie lieb hat. Der Papa hat kein „ich dich auch“ oder „hab dich lieb bekommen“.
Die kleine hat richtig Angst offen und ehrlich zu ihrer Mutter zu sein, nimmt komplett Rücksicht auf sie, lügt und hat Angst mit anderen darüber zu reden (z.B. im Kindi oder beim Jugendamt), weil sie Angst hat, dass die das der Mama sagen.
Ich hab auch keine Ahnung, wie man dem Kind helfen soll. Mit der Mutter reden macht es tatsächlich nur schlimmer (sie lehnt auch Mediationsgespräche ab). Soll man nochmal mit dem Jugendamt in Kontakt treten ?
Es geht nicht darum, dass Kind bei der Mutter rauszurreißen, sondern ihr zu helfen, damit sie nicht mehr lügen muss und vor allem auch offen ihre Bedürfnisse (z.B. Kontakt zu Papa und Partnerin) ansprechen kann.
ich hatte folgende Überlegung:
durch was Umgangsverfahren besteht bereits ein Kontakt zum Jugendamt. Es gibt als eine Ansprechpartnerin. Nun war die Überlegung diese Dame zu kontaktieren und einen Termin zu vereinbaren, um von diesen Vorfällen zu berichten (gibt einige). Auch darüber zu berichten, dass die Mutter Mediationsgespräche ablehnt und das es für das Kind auch schlimmer wird, wenn man die Mutter auf die Vorfälle anspricht.
(Es gab eine „Bestrafung“ der Mutter gegenüber dem Kind, davon erzähle das Kind unter Tränen dem Vater, der Vater sprach die Mutter darauf an, diese Stritt alles ab und seit dem bittet das Kind den Vater, dass er der Mama nicht sagt, weil es noch mehr Ärger gibt).
Ich weiß nur nicht, ob es für den Vater von Nachteil ist, wenn er das macht.
anderseits denke ich mir: vielleicht bringt es jetzt akut nichts, aber dann ist es wenigstens aktenkundig und wenn dann nochmal was kommt, dann weiß man wenigstens Bescheid.
Vielleicht redet das Kind ja auch ehrlich über diese Situationen, wenn sie vom Jugendamt direkt auf bestimmte Situationen angesprochen wird. (Bisher wurde sie ja immer nur befragt bezüglich des Umgangs, als ob sie Papa sehen möchte etc.)
sie sagt halt ganz klar, sie hat Angst den Frauen (=Jugendamt) etwas zu sagen, weil“die es der Mama sagen“
eine neutrale Person in dem Sinne gibt es leider nicht, alle Personen im Leben des Kindes sind in der Regel sehr gut mit der Mutter oder mit dem Vater in Kontakt.
Auch muss man sagen, dass das Mädel immer sagt, dass sie Angst hat, dass es jemand der Mutter sagt. Ich hatte überlegt, ob es nicht vielleicht eine Jugendhilfe gibt, zu der die Tochter eine Beziehung aufbauen kann und mit der sie offen reden kann.
Leider kann der Vater ohne Einverständnis der Mutter das Kind nicht zum Therapeuten schicken, was vielleicht gar nicht verkehrt wäre, denn das Mädel zeigt Verhaltensweisen, die man eigentlich eher von Teenager erwarten würde (Lügen, Verheimlichen etc.), allerdings ist sie er fünf und nicht 15.
Hallo Laralena,
herzlich willkommen hier bei uns im Elternforum. Ich bin bke-Claudia Rohde, eine der Moderator:innen hier im Elternforum.
Sie fragen hier ein sehr komplexes Thema an für das kleine Mädchen, das gerade viel auszuhalten hat. Seine Eltern sind getrennt und die Kommunikation der beiden ist, zumindest so, wie Sie es beschreiben eine Katastrophe.
Die kleine Maus ist dem völlig ausgeliefert und damit ganz sicher überfordert.
Aus meiner Sicht gehören die beiden Erwachsenen in eine Elternberatung. Sie haben geschrieben, dass die Mutter Mediation nicht angenommen hat, das könnte man dem Jugendamt zurückmelden und auch, dass es weiter große Probleme bei der Umgangsgestaltung gibt, die schon grenzwertig zu sein scheinen. Es kann sein, dass es am Ende doch noch einmal vor Gericht geht und der Richter eine Beratung anordnet.
Ja, für das Kind ist es enorm schwierig keine Person zu haben, die nur für sie da ist, sie beschützt. Eine Scheidungskindergruppe könnte da z.B. sehr hilfreich sein.
Es ist sicher auch günstiger, wenn der Vater sich selber aufmacht. Er kann hier bei uns eine Einzelberatung benutzen, da das Forum ja doch öffentlich ist.
Vielleicht sind das schon einige Anregungen.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Rohde